Ein Wahnsinnsleben…

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Mit 4: Verkündigung der Gottesebenbildlichkeit; Übernahme eines unklaren Auftrages zur Rettung der Welt.

Mit 6: Versöhnung von Löwe und Lamm in Gestalt unseres Hundes Jack und des Kaninchen der Nachbarn misslingt.

Mit 13: Vertreibung des Teufels aus dem Jugendzimmer mit einem gezielten Wurf des Hausschuhs. Eröffnung der Frage nach dem Fehler in der Welt jenseits von Moralität und mangelnder Effizienz. Macht und Politik treten als Problem hervor. Übergang von der Physik zum Journalismus.

Mit 18: Kampf mit den Direktoren wegen missliebiger SchülerInnenzeitungsartikel. Die Einsicht in die Begrenztheit schöner Worte führt schließlich zum Soziologie-Studium. Gleichzeitige Existenz als Primus und „rebell with a cause“, wie an der Universität geurteilt wurde.

Die chronische Phase beginnt

Mit 24: Scheitern der Auflösung der Widersprüche soziologischer Theorie am falsch gestellten Mikro-Makro-Problem und einer geblufften Abstraktion: Erster Psychiatrieaufenthalt. Begegnung mit einem satten, gelangweilten Gott und einem jämmerlichen Teufel, die um die Welt spielten. Dabei ließ der überlegene Gott den verzweifelten Teufel ab und an gewinnen, damit dieser bei der Stange blieb. Erschreckender jedoch: der von Mühsal und Leid gezeichnete Adam und die kalten Türme der gesellschaftlichen Funktionen.

Mit 25: Reintegration der lästigen Stimme Gottes ins Ich als der eines Vierjährigen. Ausgelöst durch eine selten erfolgreiche Intervention meines Therapeuten, der darauf verwies, dass die Stimme sich bezüglich ihrer Identität einfach irren könnte.

Mit 27: Nachwirkender Leistungsverlust, die Zurückweisung biblischer Träume durch die Autoritäten (z.B. über die Vermachtung der staatlichen Erziehung) sowie medizinische Fehlbehandlung führen zu einem zweiten Psychiatrieaufenthalt.

Mit 30: Verlachung der Intelligenz: Nahpsychotische Besetzung des Ichs durch Kurzgeschichten, die den Intellekt zugunsten des Unterbewusstseins zurücksetzen. Reflektierte Wiederentdeckung von Kunst und Werten. Die Geschichten selbst bleiben nach einem Computerdefekt verschollen.

Ab 33: Reise ins Düsterland: Mehrjährige Depression. Kampf zwischen dem Hochmut des Auftrags und der Demut verlangenden Krankheit und Hinfälligkeit. Nach der Erholung: Bereitschaft, eine Rolle in der Stadtteilarbeit zu übernehmen.

Re-entry?

Ab 38: Wiedererstarken im neuen Dorf. Das Netz trägt bald erneut, aber auch der Ehrgeiz meldet sich. Deshalb mehrere Versuche, den politischen Rahmen zu erweitern. Abweisung aufgrund mangelndem Verständnis oder auch wegen Vorurteilen. Das stößt kleinere Depressionen an, lässt aber auch Zeit für eine Intensivierung der theoretischen Arbeit.

Ab 47: Nach einem zweifachen Scheitern, eine Kritik der Systemtheorie zu formulieren, erlöst bei einer medikamentösen Umstellung eine Nahpsychose von den Blockaden: Die Idee eines kommenden Paradieses verabschiedete sich. Zurück blieb der Mut zum Kampf gegen das Leiden. Dann erlebte ich Faust und den Pudelteufel an mir und integrierte beide als destillierten Geist Goethes in mein seltsames Streben.

Mit 49: Fertigstellung des Manuskriptes von „Gesellschaftsbild und Entfremdung“ nach einem Jahr Schreibarbeit. Bei den Verlagen gab es zunächst kein Vorbeikommen an den staatlich bestallten Gutachtern aus der Universität, die das Buch statt der Politik gemeinsam mit dem Bildungssystem als Hauptverantwortliche für Entfremdung und soziale Regression ausmacht. Ein kleinerer Verleger nahm nach einer einjährigen Suche das Buch, ohne auf Gutachter zu hören, in sein Programm.

Über die Frauen schweigt des Sängers Höflichkeit. Nur soviel: Eine Alternativrolle als Ehemann und Vater kam nicht zustande und damit auch keine rechte Erdung des himmlischen Auftrags.